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Geschichten erzählen

Ich erzähle gerne Geschichten, die etwas vom Menschsein verstehen und die mit einer feinen Prise Humor gewürzt sind.

 

Zusammen mit meinem Publikum reise ich beim Erzählen in andere Welten, Zeiten und Kulturen. Ein Anliegen ist mir auch, Frauen mit Geschichten an ihre Stärke und ihren Witz zu erinnern.

Das Erzählen von Geschichten ist vermutlich eine der ältesten Kulturtechniken der Menschheit.

 

Lange bevor es die Schrift gab, waren es die Erzählerinnen und Erzähler, die in ihren Geschichten die Weisheiten ihrer Kultur bewahrten und im Erzählen überlieferten. Um ihre Geschichten und Charaktere zum Leben zu erwecken, bedienten sie sich nur ihrer Stimme, Mimik und Gestik.

 

In diese uralte Tradition reihe ich mich mit großem Respekt ein.

Einmal hatte ich einen Traum, in dem ich vor einer Gemeinde von Zuhörern saß und Geschichten erzählte, bis ich spürte, dass irgend jemand meinen Fuß ermunternd täschelte.

 

Ich blicke auf meinen Fuß herab und erkannte, dass ich auf den Schultern einer alten Frau stand, die meine Fesseln umschlungen hielt und lächelnd zu mir aufblickte. "Um Himmels willen", entfuhr es mir. "So geht das nicht. Du musst dich auf meine Schultern setzen, denn du bist alt und ich bin jung!"

"Nein", gab sie entschieden zurück. "Es ist so, wie es sein soll." Und dann sah ich, dass sie auf den Schultern einer noch älteren Frau stand, und diese stand auf den Schultern einer Uralten, die ihrerseits auf den Schultern einer Frau in wallenden Roben stand, die wiederum auf den Schultern ...

aus: Clarissa Pinkola Estés, Die Wolfsfrau

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