Im Urlaub in Ligurien haben wir Prachtexemplare von alten Steinbrücken entdeckt, in Städtchen und auf alten Wegen wie diese hier in der Nähe von Rezzo.
Erstaunliche Bauwerke sind es, sie haben Jahrhunderte überdauert, erfüllen stoisch und in Schönheit ihre Aufgabe: Sie führen über Unwegsames hinweg, sie verbinden zwei Ufer und sie sind schön anzusehen. In unserem Falle bieten sie auch noch einen kühlen und wohltuenden Rastplatz an einem Bach.
Wenn ich dem Plätschern des Baches lausche, kann ich mich zurückträumen in die Zeit des Baus dieser Brücke. Ich sehe, wie das Gerüst aus Holzstreben errichtet wird, wie die Steine auf das Gerüst kommen und wie das Gerüst vorsichtig entfernt wird, sobald sich das Gewölbe durch sein Eigengewicht selbst trägt.
In meinem Tagtraum ist es Sommer, der Bach führt nicht allzu viel Wasser. Die Menschen, die die Brücke bauen, machen ihre Pause unter den schattigen Bäumen am Bach wie wir. Sie waschen ihre verschwitzten Gesichter und staubigen Hände darin. Sie essen Brot und trinken das frische Wasser aus dem Bach. Sie hören das Plätschern des kleinen Wasserfalls weiter hinten. Sie beobachten die tiefblauen Libellen, die über dem Wasser immer wieder stehen und dann hin- und hersausen.
Heute haben sie den letzten, mittleren Stein am höchsten Punkt der Brücke eingesetzt und können nach der Pause das Gerüst entfernen. Und dann, als die letzten Holzstreben herausgeschlagen sind und die Brücke ihren Bogen fast schwerelos von einem zum anderen Ufer spannt, dann laufen die Menschen auf den höchsten Punkt der Brücke. Und sie winken den anderen, die unten am Flüsschen stehen, von dort oben freudig und stolz zu.
Es tut wohl, diese Brückengeschichten zu erträumen. Es sind Geschichten davon, wie ein Graben überwunden und Trennendes verbunden wird. Geschichten davon, wieviel Wissen, Kunstfertigkeit und gute Zusammenarbeit es braucht, damit eine Brücke entstehen darf. Geschichten davon, wieviel Freude es macht, etwas zu gestalten, was schön, solide und tragfähig ist, was den Menschen nützt und ihre Wege über Jahrhunderte hinweg leichter macht.
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